Nierenerkrankungen und Ernährung

Nierenerkrankungen, allen voran die chronische Niereninsuffizienz (CNI) ist einer der häufigsten Erkrankungen bei älteren Tieren, aber auch junge Tiere  können betroffen sein.
Die Krankheit beginnt schleichend und die meisten Besitzer bekommen erst sehr spät mit, das Ihr geliebtes Tier krank ist. Erst wenn 50% der Niere geschädigt sind, zeigt der Hund oder Katze sichtbare Symptome.

Die Aufgaben der Niere:

  • Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten (z. B. Harnstoff, Kreatinin, Phosphate)
  • Ausscheidung und Rückgewinnung von Elektrolyten und Wasser, zur Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushaltes, sowie dem Säure-Basehaushalt.
  • Aktivierung und Inaktivierung von Hormonen sowie Rückgewinnung und Ausscheidung 
  • Vitamin D Synthese



Niereninsuffizienz (CNI) entsteht, wenn gesundes Nierengewebe so geschädigt wird, dass es seine Funktionen im Stoffwechsel nicht mehr wahrnehmen kann.
Die Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz sind vielfältig.
Prärenale* Ursachen (Herzinsuffizienz und Kreislaufversagen),
Renale* Ursachen (akute und chronische Erkrankungen der Niere, Infektionskrankheiten, Vergiftungen durch Medikamente, Kontrastmittel) und Postrenale* Ursachen (Blasenerkrankungen, Steine).
* Prärenale, Renale, Postrenale  - Vor, In, Nach der Niere liegend

Ärztliche Untersuchungen von Urin, Blut sind absolut notwenig um das Stadium und die Krankheit im Ganzen zu betrachten.

Symptomatik:
Der Verlauf der Krankheit kann durch Stress, Unfall, eine Narkose oder weitere Erkrankungen einen Schub bekommen und plötzlich können sich folgende Symptome zeigen. Diese müssen nicht in dieser Reihenfolge oder überhaupt auftreten, dies sind nur Möglichkeiten. Sie können sich überlappen, mal schwerer und dann wieder milder werden.

  • -vermehrte Harnausscheidung
  • -gesteigerter Durst
  • -die Haut wird trockener, der Speichel zäher
  • -verminderter Appetit oder Übelkeit
  • -Abgeschlagenheit
  • -Erbrechen-Durchfall
  • -verstärkte Atmung
  • -typischer Körper und Mundgeruch


Bei der Behandlung der CNI spielt die Umstellung der Ernährung eine große Rolle und sollte von TA, THP und Ernährungsberater erstellt werden.

Das Ziel einer Nierendiät ist:

  • - Verbesserung des Allgemeinzustandes
  • - der Erhalt der Nährstoffe und der Energie zu decken
  • - Linderung der Symptome (Übelkeit, Erbrechen)
  • - das voranschreiten der Krankheit verlangsamen
  • - das Fressen wieder schmackhaft machen
  • - Säuren-Basen sowie den Vitaminhaushalt anpassen

Eine Nierendiät muss ein Lebenslang gefüttert werden. Die Krankheit ist nicht heilbar!

Wie sieht so eine Diät aus:
Neben einer moderaten Proteinzufuhr ist vor allem die Phosphorreduktion essentiell um die Nieren vor weiteren Schäden zu schützen.

Proteine:
Es ist schwer umstritten ob eine Proteinreduktion tatsächlich einen Einfluss auf die Nierenschädigung  hat.
Eine echte Proteinreduktion wird nur empfohlen bei sehr schlechten Blutwerten. Jedoch eine moderate Proteinaufnahme, sowie ein hochverdauliches Protein empfehlenswert. Achtung bei Kauartikel, diese sind fast alle schwer verdaulich.
Ein zu geringer Proteingehalt sollte somit unbedingt vermieden werden, es entsteht sonst ein Proteinmangel und das führt dazu das der Körper vermehrt das eigene Protein aus den Knochen nutzt. Das schwächt den Hund auf Dauer sehr.

Die Proteinversorgung  sollte bei 8-10 g/MJ liegen(Quelle: Ernährung des Hundes, Helmut Meyer u. Jürgen Zentek, Aufl. 8)

Es hängt auch viel vom Stadium der Krankheit ab. Man unterscheidet  zwischen 1-4 Stadien (1=keine erhöhte Harnstoffkonzentration im Blut, 2=Gering gradig, 3= mittelgradig, 4=hochgradig) und den unterschiedlichen Kreatinwerten von < 125 bis > 440 µmol/l sowie den SDMA Wert von > 14 bis > 45µg/dl.


Essentiell ist die Reduktion des Phosphor in der Ernährung.
Insgesamt sollte die Phosphoraufnahme nicht über 45 mg/kg KG/ Tag liegen (Quelle: Ernährung des Hundes, Helmut Meyer u. Jürgen Zentek, Aufl. 8)

Für was braucht man Phosphor? Für Knochenbildung, Zähne, DNS, etc. Phosphor verbindet sich mit Sauerstoff und es entsteht Phosphat. Unbenötigtes Phosphat wird  bei einem gesunden Hund mit dem Urin ausgeschieden.

Ist dieser Vorgang aber durch eine chronische Niereninsuffizienz gestört, sammeln sich Phosphate im Körper an. Es kommt zu einem Phosphatüberschuss in Kombination mit einem Kalziummangel.
Wenn man aber zuviel Phosphor reduziert oder zu schnell, kann auch ein Phosphatmangel entstehen (äußert sich durch Appetitlosigkeit, Apathie). Hier muss dann gegengesteuert werden um die Symptome wieder zu lindern.

Beispielwerte von Phosphor :
100 Gramm Rind Kopffleisch       160 mg Phosphor
100 Gramm Hühnerkeule               188 mg Phosphor
100 Gramm grüner Pansen           130 mg Phosphor
100 Gramm Haferflocken               390 mg Phosphor
100 Gramm Kalbsknochen            6200 mg Phosphor


Vitamine:
Infolge eines vermehrten Ausscheidens wasserlöslicher Vitamine, kann das Zufüttern von B Vitaminen (z.B. von Danuwa)* sinnvoll sein.
Bei einer Niereninsuffizienz sollten die B Vitamine um das 2-3 fache des Erhaltungsbedarf substituiert werden.

Vitamin C
wird bei Hunden in der Leber hergestellt und eine Zufütterung ist theoretisch nicht erforderlich. Da Vitamin C jedoch auch antioxidative Eigenschaften hat, kann eine Zufütterung für diesen Zweck sinnvoll sein.
Vitamin D wird in der Niere in seine aktive Form ( Dihydroxycholeacalciferol – Calcitriol) umgewandelt. Bei schweren Nierenschäden kann somit diese Umwandlung eingeschränkt sein. In diesen Fällen ist das Verabreichen von Calcitriol (biologisch aktive Form des Vitamin D3) sinnvoll.
Zusätzlich sollte Vitamin E nicht vergessen werden, da Nierenkranke Tiere einem höheren oxidativen Stress ausgesetzt sind und somit ist das Zufüttern von Antioxidantien sinnvoll.
Weitere sinnvolle Ergänzung sind langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA). Sie wirken sich günstig auf Entzündungsprozesse aus, verringern den arteriellen Blutdruck und schützen so die Nieren. Geeignet sind Lachsöle, Fischöle.

Der wichtigste Nährstoff wird immer wieder gern vergessen -       
WASSER. Bitte immer darauf achten das dass Tier genügend frisches Wasser zur Verfügung hat und auch trinkt.

Wenn Du Fertigfutter - Trocken oder Nass fütterst, achte bitte genau auf die Werte der Analyse auf der Verpackung.
Hier gibt es sehr grosse Unterschiede.
Zur Orientierung: Die Proteinversorgung  sollte bei 8-10 g/MJ liegen und die Phosphoraufnahme nicht höher als 45 mg/kg KM/Tag sein. (Quelle: Ernährung des Hundes, Helmut Meyer u. Jürgen Zentek, 8. Auflage)

Selbst hergestellte Rationen - BARF:
Alternativ zu Fertigfutter kann man die Rationen selbst herstellen, dies ist aufwendiger doch hier sieht man was später im Napf landet.

Bei einer selbst hergestellten Nierendiät sollte darauf geachtet werden, dass neben Eiweißen, auch Kohlenhydrate verfüttert werden.

Als Eiweißquelle eignen sich Milchprodukte, Eier und Fleisch.
Beim Fleisch sollte darauf geachtet werden, dass vor allem fettreiches Fleisch gefüttert wird. Denn dies enthält im Verhältnis zum magerem weniger Phosphor.
Also statt Hühnchenbrust, lieber Huhn mit Haut. Statt mageres Rindfleisch lieber, Kopffleisch oder durchwachsenes Fleisch. Auch Lachs oder Sahnequark können super eingesetzt werden.

Knochen werden wegen dem hohen Gehalt an Phosphor durch Eierschalen substituiert.
Ergänzt wird die Ration durch Fette (Pflanzenfett, Fischöl, Rindertalg oder Schweineschmalz), stärkereichen Komponenten (Nudeln, Reis oder Kartoffeln), frischem Obst und Gemüse.

Ernährungsberater helfen Dir eine gesunde Ration für Deinen Nierenkranken Hund zu erstellen.

Hier nochmals kurz die wichtigsten Punkte:


  •  bei Symptome bitte TA oder THP aufsuchen -> Blut, Urin untersuchen lassen
  •  Phosphor reduzieren 
  •  lieber Fettreiches Fleisch als mageres
  •  Keine Schonkost mit Hühnchen und Reis
  •  Keine Knochen
  •  Innereien nicht vergessen( weniger ist mehr )
  •  weniger Protein aber hochwertig verdauliches ( frisches Fleisch 98%, Fleischmehl <90%)
  •  Phosphatbinder sind kein Freibrief - erst über Fütterung probieren
  •  Kleinere Portionen- weniger Übelkeit
  •  Nierenkranke benötigen sofort ein ++ an B Vitaminen 
  •  bei Gabe von Zusätzen, auf Phosphorgehalt achten
  •  regelmäßige Kontrolle der Urin und Blutwerte
  • dein Hund muss fressen- sonst werden Körpereigene Proteine verwendet und so mehr Abbaustoffe produziert
  • mit Fett kann man Futter schmackhaft machen (Gänseschmalz, Hühnerfett, Rindertalg)
  • Leber und Darm stärken


Quelle: Anne Season- THP 


* dieser Artikel enthält affilate Links. Mit einem einmaligen Rabatt (840250) bei der 
   Firma Danuwa

Was kann man Nierenkranken Hunden an Kauartikel geben ? 

Nierenkranke Fellnasen wird zwar eine spezielle Diät verordnet, allerdings müssen sie keinesfalls auf Kausnacks verzichten! Ihr könnt Euren Fellnasen gerne leicht verdauliche Kauartikel anbieten. Ein Tipp den ich von einer Kundin erhalten habe - Heidebaumwurzel eignet sich optimal als Kauartikel während der Nierendiät. Diese Wurzel ist ein 100 % Naturprodukt.

Die Wurzeln stammt aus Portugal und wird dort nach der Ernte für ca 1 Jahr gewässert, dann unter Luftabschluss kaltfermentiert so dass sie die Wurzelsäfte und Tanin (Gerbstoff) verlieren. Anschließend werden sie von Rinde und Erde gereinigt und gebürstet. Sie splittern nicht und die Hunde haben somit ihren Kauspaß & gleichzeitig einen Zahnputzeffekt.


Was sich weniger gut eignet sind proteinreiche Kausnacks, wie Rinderhautknochen oder Ochsenziemer. Von einer Knochenfütterung ist gleichermaßen abzuraten, da Knochen besonders viel Phosphor enthalten.

Hier noch ein Rezept zum selber backen mit einer grossen Backmatte.

 

©     Benötigt wird ein Topf mit ca 2,5 Liter Füllvermögen

©     Kokosöl zum Bestreichen der Backmatte

©     Chiasamen

©     Kartoffelmehl (hat nur 7mg Phosphor /100g) 

©     hochwertiges Fleisch ca 150 g (was der Hund am liebsten hat)

©     Gemüse (ca 150g) mit einem guten Kalium-Phosphor Verhältnis wie Kürbis, Zucchini, Kartoffel, Broccoli, Blumenkohl und bei Obst empfehle ich Birne und Apfel

 

Gemüse klein schneiden und ab in den Topf, mit Wasser bedecken und ca 15 min kochen lassen, dann das Fleisch dazu. Zum Schluss Obst in den Topf. Alles Weichkochen.

Danach gebt ihr 50 g Chiasamen dazu, die haben eine geniale Quellfähigkeit. Bitte min 10 min quellen lassen. Durchrühren und alles fein pürieren.

Nun kommt noch etwas Mehl (1/2-1 Tasse) hinzu. Nur so viel, dass der Teig wie super weiches Kartoffelpüree ist. Ist er zu fest, kommt ein Schuss Wasser dazu.

 

Auf die mit Kokosöl eingepinselte Backmatte geben und bei 160°C Umluft ca 20 -30 min backen.

Da die Leckerlis nun noch sehr weich und feucht sind, sollte man sie nachtrocknen. Bei 50°C mehrere Stunden im Backofen (Spalt offenlassen) trocknen lassen.

Somit sind sie länger haltbar.
Hier wisst ihr nun genau was drin ist und könnt Eurer Fellnase mit Guten Gewissen was leckeres anbieten.

Backmattenrezepte gibt es sehr viele. Achtet bei der Mehlsorte auf den Phosphorgehalt.
Viel Spaß beim ausprobieren!